Familientragödie – Onkel schießt auf Ehemann der Nichte (http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/heilbronn-familiendrama-onkel-schiesst-auf-ehemann-der-nichte/5993712.html), nichtveröffentlichte Antwort von gagaberlin auf einen Kommentar des Foristen @adstest:
Täter und Opfer
sind nach Berichten anderer Medien, z.B. http://www.nachrichten.de/panorama/Heilbronn-Schiesserei-Polizei-Schusswaffe-Der-Taeter-cid_8371085/ türkischer Abstammung. Dennoch ist von einem „Familiendrama“ die Rede und nicht etwa von einem versuchten Ehrenmord.
Ob das Motiv der verletzten Ehre bei dem hier diskutierten versuchten Tötungsverbrechen eine Rolle gespielt hat, ist soweit ich das übersehen kann, noch gar nicht bekannt. Sollte dies der Fall sein, gibt es allerdings keinen Grund, das Motiv als solches nicht (auch öffentlich) zu thematisiseren. Man spricht unbefangen von Verdeckungsmord (Tötung, um ein anderes Verbrechen zu verdecken), von Raubmord (Motiv ist hier Habgier und die Ermöglichung an die Beute zu kommen), von Lustmord oder von politischem oder rassistischem Mord. Nur der sog. Ehrenmord soll ein unzulässiger, weil fremdenfeindlicher Begriff sein.
Was soll diese sprachpolizeiliche Säuberungsaktion? Will sie nicht einfach nur verschleiern, dass „Ehrenmorde“ nunmal überwiegend im Milieu von Angehörigen aus fremden Kulturkreisen begangen werden? Wer davor zurückschreckt, die Dinge beim Namen zu nennen, weil er ihre Benennung für politisch nicht korrekt hält, verhindert damit eine offene gesellschaftliche Auseinandersetzung mit kulturellen Widersprüchen und Reibungspunkten, die in einer multikulturellen Gesellschaft nun mal auftreten. Und er verweigert denjenigen, die Opfer solcher kulturell unterlegten Straftaten werden oder drohen ihnen zum Opfer zu fallen, den Schutz und die Solidarität der Gemeinschaft. Nebenbei bemerkt, sind es überwiegend Frauen und Mädchen, die von Ehrenmord bedroht sind. Darüber sollten all jene, die den Begriff „Ehrenmord“ so unreflektiert für fremdenfeindlich erachten, mal nachdenken. Ich würde mich sogar glatt zu der These versteigen, dass sich hinter dieser Haltung eine ordentliche – womöglich unbewusste – Portion Frauenfeindlichkeit verbirgt.
Die Leugnung von Ehrenmorden ist kontraproduktiv und Ausdruck einer tiefen Verunsicherung darüber, wie mit den Widersprüchen und Konflikten einer multikulturellen Gesellschaft umgegangen werden soll und kann. Leider lassen sich hier keine Bilder hochladen, aber die drei Affen, die nichts hören, nichts sehen und nichts sagen wollen, wären ein zutreffendes Abbild dieser Haltung.
Stellungnahme der Redaktion zur Nichtveröffentlichung:
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